Gründung
Die Gründung des Vereins liegt weit zurück. In der Bruderschaftschronik von 1928 ist zu lesen, dass von 1827 - 1842 eine sogenannte Junggesellen-Schützen-Gesellschaft existierte.
Diese stand, nach alten Aufzeichnungen, als Gegensatz zur damaligen Bruderschaft. So feierten die damaligen Jungschützen ihr eigenes Schützenfest und schossen ihren eigenen König aus.
Im Protokollbuch von 1876 sind uns die Namen dieser Könige überliefert:
Joseph | Hosten | 1827 |
Gottfried | Cönenberg | 1827 |
Wilhelm | Clören zu Neuss | 1829 |
Gottfried | Cönenberg | 1830 |
Peter | Haas | 18xx |
Wilhelm | Franken | 1840 |
Wilhelm | Hecker | 1841 |
Gottfried | Becker | 1842 |
(Warum für das Jahr 1827 zwei Könige angegeben sind, ist nicht bekannt. Vielleicht ist es nur ein Schreibfehler und soll einmal 1828 heißen, vielleicht feierten die Junggesellen in diesem Jahr auch zweimal Kirmes.)
Von diesen Königen wurden der Kompanie Königsschilder gestiftet, von denen noch heute einige von Offizieren getragen werden.
Um die Beziehung der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft zur St.-Seb.-Schützenbruderschaft genauer zu untersuchen, bedarf es wieder eines Blicks in die Bruderschaftsbücher. Dort sind in einer Mitgliederliste aus dem Jahre 1837 die Namen von Junggesellen-Königen aus dieser Zeit zu lesen. So ist davon auszugehen, dass die Junggesellen entweder ab einem bestimmten Alter in die Bruderschaft wechselten, oder bestimmte Mitglieder sowohl der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft als auch der Bruderschaft angehörten
Im Jahre 1839 ist dann eine überraschende Eintragung unter den Ausgaben der Bruderschaft zu finden:
7. Juli 1839: dem Lehrer Cönenberg für Reparatur der Junggesellen-Fahne1Thlr 12Sgr -- Pfg
Hier stellt sich die Frage, was die Bruderschaft mit der Fahne der Junggesellen zu schaffen hat. Anzunehmen ist, dass die Junggesellen zur damaligen Zeit ihr eigenes Schützenfest schon aufgegeben und sich der Bruderschaft angeschlossen hatten. Diesen Verdacht bestärkt die Tatsache, dass auf dem Königsschild von 1841 keine Rede mehr von einer Schützengesellschaft mehr ist. Die bemerkenswerteste Eintragung ist 1850 zu finden:
1850: Fürs Behauen der Vogelstange des Junggesellen-Schützen-Vereins -- Thlr 10 Sg -- Pfg
Zu dieser Zeit muss demnach schon ein Junggesellen-Schützen-Verein bestanden haben. Dies ist für längere Zeit das letzte, was wir von den Junggesellen hören.
Mitte der siebziger Jahre des vorletzten Jahrhunderts gelangte das Junggesellen-Schützenwesen zu einer unerwarteten Wiederbelebung. Hierbei ist eine Verbindung zur Marianischen-Junggesellen-Sodalität zu sehen.
Die Marianischen Kongregationen haben eine mehr als 400 Jahre alte Geschichte und sind wohl die älteste Laienbewegung in der Kirche überhaupt. Sie verdanken ihren Ursprung einem frommen Priester des Jesuitenorden, der im Kollegium Romanum zu Rom ein Lehramt versah. Seit dem Jahre 1563 hatte er die eifrigsten seiner Schüler an Sonn- und Festtagen zu frommen Übungen gesammelt und zu einem guten Christlichen Leben ermuntert. Hierin taten es ihm bald auch einzelne andere Jesuiten gleich und vereinten ebenfalls Schüler der Jesuitenkollegien, um ihnen eine spezielle religiöse Leitung zukommen zu lassen. Diese Vereinigungen zogen bald darauf die Aufmerksamkeit des Papstes Gregor XIII. auf sich, der diese Vereinigungen durch die päpstliche Bulle vom 5. Dezember 1584 unter dem Titel Mariä Verkündigung als Stamm- und Mutterkongregation bestätigte. Als 1773 der Jesuitenorden aufgehoben wurde, blieben die Kongregationen bestehen und gelangten zu ungeahnter Blüte. So konnte 1876 durch den Einsatz von Pfarrer Hermann-Josef Pollerberg und der Genehmigung von Erzbischof Paulus Melchers auch in Hamm eine Sodalität gegründet werden.
Übersetzung der Aggregationsurkunde von 1876:
„Kraft apostolischer Vollmacht schließen wir die Sodalitäten, und zwar sowohl die Männer als auch die der Jungmänner, die (beide) in der Pfarrei Hamm kanonisch errichtet worden sind, mit den gewohnten Vorrechten und Ablässen der Römischen Erzbruderschaft an“
Köln, den 27.März 1876 Vicarius Arch. in Spir
Am 1. Mai 1876 wurden die eigenen Statuten genehmigt und der derzeitige Pfarrer zum Präses der Sodalität ernannt. Damit war die Sodalität jedoch noch nicht am Schützenfest beteiligt. Doch der Weg dorthin nahm seinen Lauf.
Im Mai 1876, kurz nach der Aggregation, wurde der Vorstand der Sodalität von mehreren Hammer Bürgern darauf aufmerksam gemacht, dass verschiedene silberne Königsschilder der Junggesellen-Sodalität bei Gottfried Hecker in Verwahr seien. Als sich Hecker bereit erklärte die Schilder herauszugeben, und der damalige Präfekt der Sodalität, Josef Kornweibel, diese abholen wollte, erklärte Hecker, dass die Schilder nicht Eigentum der Junggesellen-Sodalität, sondern einer Junggesellen-Schützengesellschaft seien. Aus diesem Grund verweigerte er die Herausgabe der Schilder. Falls die Sodalität jedoch eine Schützengesellschaft gründete, würde er die Schilder hergeben. Doch der Antrag auf Gründung einer Schützengesellschaft wurde von den Behörden abgelehnt, so dass die Sodalität gegen Hecker vor Gericht zog. Dort bestätigten fünf Zeugen unter Eid, dass die Schilder schon immer Besitz der Junggesellen-Sodalität gewesen seien, wodurch diese zum Eigentum der Sodalität erklärt wurden. Hecker jedoch war immer noch nicht bereit die Schilder herauszugeben und erst nach einer Beschwerde bei der Gegenseite, konnten sie bei einem Anwalt abgeholt werden. Es waren sieben Schilder, ein weiteres erhielt die Sodalität von Peter Haas, der 18xx Junggesellen-König gewesen war, geschenkt. Aufgrund der mit den Schildern verbundenen Tradition, beschlossen die Sodalen sich im Jahr 1877 mit einer Kompanie am Schützenfest zu beteiligen. Weiterhin wurde beschlossen, dass sich alle Jünglinge von 18 Jahren der Kompanie anschließen konnten. So wurde die Kompanie 33 Mann stark. Zu den ersten Anschaffungen der neuen Kompanie zählte auch eine neue Fahne. über diese wurde folgender Vermerk im Utensilienverzeichnis eingetragen:
„Eine Standarte von englischem Doppelschirting, mit blauseidenem Band und Goldfransen, geziert mit dem Bildnis des St. Sebastianus, nebst Stange, Spitze, Futteral , mit der Inschrift: Schützen-Kompagnie der Junggesellen-Sodalität, St. Sebastianus-Bruderschaft Hamm 1876.“
Diese neue Fahne wurde auf dem Schützenplatz angenagelt, wobei Präses und Pastor Pollenberg den ersten Nagel einschlug. Neben neuen Schildern, Schützenabzeichen und neuer Fahne war der Höhepunkt dieses Schützenfestes der Königsschuss von Kompaniemitglied Wilhelm Stefen. So endete das Schützenjahr der Kompanie äußerst erfolgreich.
Schon 1878 war die Kompanie mit 50 Mann vertreten, was für 99 Jahre den Rekord darstellte. Vielleicht hatte die Kompanie in diesem Jahr schlechte Erfahrungen mit Nicht-Sodalen gemacht, so dass 1879 nur noch Sodalitätsmitglieder teilnehmen durften. So sank die Mitgliederzahl auf 35 herab. Im selben Jahr wurde außerdem ein silbernes Schild im Werte von 30 Thalern angeschafft.
Erinnerungsschild von 1879
Um die langen Winterabende zu verkürzen, spielten die Junggesellen im Winter Theater. Dazu wurde 1880 eine neue Theaterbühne angeschafft. Um diese finanzieren zu können, musste der Beitrag von 50 auf 75 Pfennig erhöht werden.
1883 starb Pfarrer Pollenberg. Dies war für die Kompanie und Sodalität ein Schwerer Schlag, da Pollenberg die geistige Mitte des Hammer Junggesellenwesen darstellte und es verstanden hatte, die Jungend immer wieder zu aktivieren. Infolge dessen reduzierte sich die Mitgliederzahl in den folgenden Jahren auf 20 Mann. Die daraus folgende Konsequenz war auch Nicht-Sodalen die Mitgliedschaft wieder zu ermöglichen.
Schon 1888 musste die von 1877 stammende Fahne durch eine neue ersetzt werden. Um einen erneuten Verschleiß der Fahne einzudämmen, wurde vom Vorstand und neuem Präses Kremer für die Verwendung der Fahne folgendes festgesetzt:
„Die Fahne wird gebraucht:
a) Bei Prozessionen und bei feierlichen Aufzügen, d.h. da, wo die Mitglieder als Sodalen auftreten.
b) Von der Compagnie, welche vom Vorstande der Marianischen Junggesellen-Sodalität angefangen und gebildet wurde.“
Die folgenden Jahre waren unruhige Jahre. Doch die Kompanie hatte sich längst zu einem festen Bestandteil der Bruderschaft entwickelt. In diesen Jahren gab es einen Mann unter den Junggesellen, den man die zentrale Gestalt in der Kompanie nennen kann. Er hatte noch zu Zeiten Pollenbergs die Führung der Kompanie übernommen und ihr in den schwierigsten Zeiten treu geblieben war. Dieser Mann war Adam Andree. Aufgrund seiner Verdienste erhielt er von der Bruderschaft 1893 einen Orden, da er der Kompanie schon 12 Jahre vorstand. Er hielt die Kompanie selbst in diesem Jahr, mit gerade einmal zehn Mitgliedern zusammen.
Im Jahre 1898 begannen die Junggesellen wieder mit dem inzwischen eingestellten Theaterspiel. So wurden einige Theaterstücke mit Weihnachtsverlosung im Lokal des Heinrich Etzweiler aufgeführt.
Es ging wieder bergauf!